Bei seiner Indienreise im April 2010 besucht XertifiX Geschäftsführer Walter Schmidt gemeinsam mit XertifiX Inspektoren auch einige indische Export-Steinbrüche. Bei einer dieser Inspektionen muss er leider feststellen, dass noch immer Kinder in indischen Steinbrüchen arbeiten. In Gesprächen mit indischen Exporteuren diskutiert er, wie man grundsätzlich die Arbeitsbedingungen in Steinbrüchen weiter verbessern kann.


Reisekurzbericht von XertifiX-Geschäftsführer Walter Schmidt
Indienreise im April 2010
Bei meiner letzten Reise im April 2010 konnte ich einige von XertifiX zertifizierte Steinbrüche besuchen. Nach Auskunft unserer Inspektoren hat sich die Situation in unseren Steinbrüchen über die letzten Jahre hinweg, seit XertifiX die Initiative in Indien ergriffen hat, durchaus schon verbessert. Unsere Inspektoren prüfen nicht nur, ob Kinder in den Steinbrüchen arbeiten, sondern ermahnen die Steinbruchbesitzer auch zu Arbeitsschutzmaßnahmen und zur Anschaffung von medizinischem Material. Hier konnten durchaus schon positive Effekte erzielt werden:

  • Bei einem Besuch in einem Steinbruch holten Steinbruchverwalter neue Erste Hilfe Koffer heraus, die für die Arbeiter des Steinbruchs angeschafft wurden. In bestimmten Abständen führen XertifiX-Inspektoren in Steinbrüchen auch Workshops zur fachgerechten Nutzung dieser Erste Hilfe Materialien durch.
  • Auch bei den Arbeitsschutzmaßnahmen tut sich etwas: die Steinbrüche stellen teils Stiefel, Helme oder auch Ohren- und Mundschutz. Das heißt aber nicht, dass nicht immer wieder auch ein Steinbruch vorgefunden wird, wo es zum Beispiel – bei 45 Grad Celsius – kein sauberes Trinkwasser für die Arbeiter gibt. Oder auch wo Arbeitsschutzmaßnahmen zu wünschen übrig lassen. Hier ist es Aufgabe der XertifiX-Inspektoren, die Steinbruchbesitzer aufzufordern, ihrer Pflicht nachzukommen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
  • Oder ein anderes positives Beispiel: Auf Ermahnen von XertifiX werden teils Hütten für Arbeiter gebaut – oder ein Bus-Shuttle-Service zum nächsten Dorf eingerichtet. Letzteres bedeutet für die Arbeiter dann, dass sie im Dorf bei ihren Familien leben können.

Was die Präsenz von arbeitenden Kindern in Steinbrüchen angeht, muss ich sagen, dass sich auch hier schon die Situation verbessert hat. Die regelmäßigen unangekündigten Besuche der Inspektoren zeigen ihre Wirkung.
Aber auch das heißt wiederum nicht, dass schon alles in Ordnung ist. So habe ich – gerade erst vor 2 Wochen – bei einem Überraschungsbesuch in einem Steinbruch Kinder vorgefunden. Alle Warnrufe des Steinbruch-Managers haben nichts genutzt: Wir waren schnell genug im Steinbruch und konnten Kinder feststellen, die an einem Presslufthammer gearbeitet hatten. Die Kinder, die wir fanden, behaupteten stoisch, dass sie 18 Jahre alt sind – obwohl man eindeutig nach klarem Augenschein und Kenntnis der Menschen vor Ort ein Alter von unter 14 Jahren annehmen muss. Aber hierdurch wird deutlich, dass bei den indischen Steinbruchbesitzern durchaus ein Unrechtsbewusstsein vorliegt – aber man sich ganz bewusst darüber hinwegsetzt.
Das geht so nicht. Und das zeigt uns, dass wir bei weitem noch nicht dort angekommen sind, wo wir hin wollen. Noch geschieht etwas vor allem durch den Druck von außen – durch uns alle. Würde dieser Druck wegfallen, würde sich aller Voraussicht nach die Situation wieder zum Negativen verändern. Daher ist es so wichtig, dass die Kontrollen auch weiterhin überraschend durchgeführt werden können. Nur dann wird sich über die Zeit hinweg auch das Problembewusstsein der indischen Geschäftsleute und Bevölkerung zum Positiven verändern. Denn grundsätzlich gilt ja: es soll globaler Handel betrieben werden – Globalisierung ist nicht per se schlecht oder gut; sondern es hängt davon ab, wie wir sie gestalten – und dazu wollen und können wir alle einen Beitrag leisten.
Dies zeigten mir auch meine Gespräche mit den indischen Exporteuren. Ich machte da durchaus positive Erfahrungen: Ein Exporteur ermöglicht beispielsweise aufgrund des Drängens von XertifiX, dass eine mobile Gesundheitsstation Zugang zu Steinbrüchen erhält. Die Mitarbeiter dieser Station untersuchen regelmäßig die Gesundheit der Arbeiter und leisten mobile Gesundheitsversorgung. Aber andere Exporteure sagen frei heraus, dass sie sich als Geschäftsleute verstehen und es sie nicht interessiert, was in den Steinbrüchen passiert. Es ist ihnen schlichtweg egal, ob dort Kinder arbeiten oder nicht. Diese Ignoranz zeigt, dass noch immer viel zu tun und ein weiter Weg zu gehen ist.