Mehr als ein Jahr lang hat die renommierte Journalistin Petra Sorge mit anderen Journalisten zum Thema Kinderarbeit in Indien recherchiert. Sie untersuchten dabei den Naturstein- und den Teppichsektor. Lobbyverbände in Indien haben sich durch Studien intensiv des Eindruckes zu erwehren versucht, dass es in ihren Industriezweigen Kinderarbeit geben könnte. Das Bemerkenswerte: Diese Berichte wurden von UNICEF namentlich mitgetragen.

Die Berichte hatte die indische „Kinderrechtskommission“ NCPCR in Auftrag gegeben, beteiligt waren vier Bundesstaaten, aus denen auch deutsche Steineimporteure ihre Waren beziehen. Die Berichte behaupten, dass die Granitindustrie „komplett mechanisiert“ sei. Alle Prozesse seien derart gestaltet, dass es „keinen Raum für händische Arbeit gibt, vor allem nicht für Kinderarbeit“. XertifiX hat schon früher aufgedeckt, dass solche Behauptungen aus der Luft gegriffen sind und an der Realität in Indien vorbeigehen.

Ein weiterer Kommissionsbericht erschien im Januar 2019 und spricht auch den Teppichsektor quasi von Kinderarbeit frei. UNICEF dementiert eine Beteiligung, obwohl drei UNICEF-Personen an Terminen rund um die Feldstudie dabei waren. Tatsächlich fanden die Journalisten auch hier Kinderarbeit.

Das UN-Kinderhilfswerk hat schließlich auf Anfrage der Journalisten eine Beteiligung an den Studien eingeräumt, die Kinderarbeit im Granitsektor leugnen. Da muss gefragt werden: Wie es kann sein, dass das anerkannte Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Berichte unterstützt, in denen augenscheinlich Kinderarbeit in Industriesektoren in Indien geleugnet wird, um Lobbyarbeit zugunsten indischer Exportzweige zu betreiben?

Siehe: Im Namen von Unicef (Der Spiegel)
Siehe: How industry bodies are using the NCPCR and UNICEF to whitewash accusations of child labour (The Caravan)