Friedhofs- und Bestattungskultur

Unsere Bestattungs- und Friedhofskultur ist im Wandel begriffen. Die christlichen Religionen spielen heute nicht mehr die Rolle in der Gesellschaft, wie es noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Alternative Bestattungsformen werden zunehmend genutzt.
Ein Wandel ist auch bezüglich des Angebots und der Preise von Grabsteinen zu beobachten. Seit den 1990er Jahren hat in Deutschland die Verbreitung von Grabsteinen aus Indien und China deutlich zugenommen. Diese häufig industriell gefertigten Produkte können zu ganz anderen Preisen eingekauft werden als ein in Deutschland hergestellter Grabstein. Beispielsweise kann man als Grabsteinhändler einen industriell gefertigten Grabstein aus Übersee, fertig produziert, mit Beschriftung inkl. Transport für rund 800 Euro erwerben. Preislich können Steinmetzbetriebe, die nur heimische Grabsteine verarbeiten, dagegen kaum mithalten. Der Endkunde weiß häufig nicht, woher die Grabsteine genau kommen und dass die Arbeitsbedingungen in Indien und China zum Teil katastrophal sind. In Indien stellt sich zudem das Problem der Kinderarbeit, das vor einigen Jahren durch eine Arte-Reportage filmisch dokumentiert worden ist. Neben den Grabsteinen aus Übersee gibt es mittlerweile auch Grabmale aus ganz anderen Materialien, zum Beispiel aus Holz oder Glas.

Essay
Diese und andere Faktoren haben zu einem Wandel unseres Bestattungswesens geführt. Der Essay zur Zukunft der Bestattungs- und Friedhofskultur setzt sich kritisch mit diesen Entwicklungen auseinander.

Juristische Urteile
Als Kommunen erfahren hatten, dass es bei Grabsteinen aus Indien auch das Problem der Kinderarbeit geben kann, haben einige reagiert. Sie haben ihre Friedhofssatzung geändert, um fortan Grabsteine aus Kinderarbeit von ihren Friedhöfen auszuschließen. Dagegen haben einige geklagt, und mittlerweile gibt es verschiedene Urteile zu dem Thema. Zur besseren Orientierung haben wir diese auf einer Seite zusammengestellt: Politik zu Grabsteinen.

Initiativen und Vereine
In Deutschland gibt es verschiedene Initiativen und Vereine, die sich mit der Weiterentwicklung der Bestattungs- und Friedhofskultur beschäftigen. Beispielhaft seien genannt:

– Aeternitas e.V., eine unabhängige, bundesweit tätige Verbraucherberatung für den Bereich Friedhof und Bestattung
– Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal mit dem Museum für Sepulkralkultur in Kassel
– Verein zur Pflege der Friedhofs- und Bestattungskultur in Karlsruhe

Arbeitshilfe: Mit gutem Gewissen ewig ruhen!?
Das Haus kirchlicher Dienste der ev.-luth. Landeskirche Hannover hat ein Arbeitsheft zum Thema Grabsteine und würdige Bestattung herausgegeben. Neben Infos zur Kinderarbeit in indischen Steinbrüchen findet man darin auch Anregungen zum Wandel der Friedhofskultur oder auch konkrete Vorlagen für Gemeindeveranstaltungen oder Gemeindebriefartikel.