Vom 26.09. bis 04.10.2012 ist die Vorsitzende von XertifiX, Ingrid Sehrbrock, gemeinsam mit Geschäftsführer Walter Schmidt und XertifiX-Mitbegründer Benjamin Pütter nach Indien gereist, um sich vor Ort ein Bild vond er indischen Natursteinproduktion zu machen und Gespräche mit Gewerkschaften und NGOs zu führen.
Gemeinsam mit den XertifiX-Inspektoren wurden ausgewählte Steinbrüche und weiterverarbeitende Betriebe besucht, um einen Eindruck von den Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten zu erhalten. Dabei hat sich gezeigt, dass die Kernnormen eingehalten werden, vor allem keine Kinder- oder Sklavenarbeit vorgefunden wird.
Gleichzeitig fällt aber auf, dass es in vielen Betrieben und Steinbrüchen noch immer an Arbeitsschutzmaßnahmen fehlt bzw. – viel häufiger – die bestehenden Maßnahmen nur halbherzig umgesetzt werden oder dass Umweltschutzmaßnahmen noch nicht ausreichend greifen. Dies sind auch die Erfahrungen vieler XertifiX-Kontrollen bislang: Bei den grundlegenden Sozialmaßnahmen hat sich in den vergangenen Jahren in den kontrollierten Produktionsstätten einiges bewegt, bei wichtigen Arbeits- und Umweltschutzmaßnahmen sind es bislang nur vereinzelte Betriebe, die herausragen.
Aus diesem Grund wurden in diesem Jahr die XertifiX-Kriterien erweitert, um dies stärker zu berücksichtigen. Als Einstieg in den neuen Prozess wurde mit den XertifiX-Inspektoren ein Workshop zur Durchführung von Audits veranstaltet. Dabei wurde die Theorie bei Audits in Betrieben direkt in die Praxis umgesetzt. Bei den durchgeführten Pre-Audits wurden die neuen Kriterien ausführlich erläutert, detaillierte Bestandsaufnahmen von den jeweiligen Arbeitsbedingungen vor Ort gemacht und verpflichtende Verbesserungsschritte festgelegt. Die nun folgenden Audits verfolgen und dokumentieren den Umsetzungsprozess.
Seit seiner Gründung setzt sich XertifiX für die Durchführung von Sozialprojekten für Kinderarbeiter und die Kinder der Arbeiterfamilien ein. Erst kürzlich wurde ein neues Projekt der GEW-Stiftung Fair Childhood in Rajasthan gestartet, das von XertifiX beraten wird.
Hier bekommen Kinder von Steinbrucharbeiterfamilien die Gelegenheit, eine Schule zu besuchen bzw. für den Besuch einer staatlichen Schule vorbereitet zu werden. Die XertifiX-Delegation erlebte in dieser Schule knapp 50 Kinder, die zum ersten Mal rechnen, lesen, schreiben und Englisch lernen. Im Gespräch mit den Eltern wurde deutlich, dass alle Beteiligten dankbar sind, dass ihre Kinder die Chance auf Grundbildung erhalten und damit die Chance, den Armutskreislauf zu durchbrechen, in dem sie selbst aufgrund fehlender Bildung stecken.
Dies hat sich auch im Dialog mit Exporteuren bestätigt. Am 29.09.2012 hat XertifiX im Rotarier-Club eine Konferenz zum Thema „Social Responsibility“ veranstaltet. Neben der Sorge um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen wurde von Seiten indischer Exporteure auch die Notwendigkeit und Dringlichkeit von Schulprojekten in Steinbruchregionen betont, um es den Kindern von Steinbruchfamilien zu ermöglichen, eine ordentliche Schule zu besuchen. XertifiX berichtet von dem GEW-Schulprojekt, auch die Rotarier stellen ein entsprechendes Projekt vor. Man kommt darin überein, dass weitere Partner zum Start solcher Schulprojekte gefunden werden sollen.
Eine Ursache für die mangelnde Sorge für die Arbeitsrechte der Arbeiter(innen) und den mangelnden Arbeitsschutz, ist das Fehlen funktionierender Gewerkschaften. Die XertifiX-Delegation hat daher Gewerkschaftsvertreter getroffen, um notwendige Schritte für ein wirksameres Greifen gewerkschaftlicher Arbeit in Steinbruchregionen zu diskutieren. Als Ergebnis der Gespräche und als ersten Schritt will man den Weg über die Teilhabe der Arbeiter am Welfare Board gehen. Die Bau und Holzarbeiter Internationale (BHI/BWI) hat aus dem Grund beim Staat Rajasthan die Aufnahme der Steinbrüche und deren Arbeiter ins „State Construction Workers’ Welfare Board“ beantragt. Wenn das gelingt, will XertifiX beratend unterstützen, wie man konkret möglichst viele Arbeiter für das Programm gewinnen kann.
Insgesamt hat die XertifiX-Delegation einen sehr guten Eindruck der Natursteinproduktion in Indien gewonnen. Dabei hat sie viele konkrete Beispiele erlebt, wo es schon gut läuft, aber sicher auch solche, wo erst ein Anfang gemacht wurde bzw. gemeinsam mit Partnern nach Lösungen gesucht wird. Hier haben gerade die Gespräche mit Gewerkschaftern, NGOs und Natursteinproduzenten gezeigt, dass aufgrund des jahrelangen Engagements von XertifiX in Indien mittlerweile viele am selben Strang ziehen und man gemeinsam etwas erreichen kann.