Das XertifiX-Siegel

Ein beträchtlicher Teil des in Deutschland verfügbaren Natursteins wird aus Asien importiert. Was Verbraucher und öffentliche Beschaffer meist nicht wissen ist: diese Natursteine sind zum Teil unter katastrophalen Arbeitsbedingungen und von Kinderarbeitern abgebaut und produziert worden. Der Verein XertifiX e.V. hat deshalb zwei Siegel entwickelt, die dann vergeben werden, wenn klare Standards eingehalten werden: XertifiX und XertifiX Plus.

XertifiX lässt seit dem Jahr 2006 Steinbrüche und Natursteinbetriebe in Indien kontrollieren, seit 2014 in China und Vietnam. Mit den Kontrollen wird die Einhaltung des XertifiX-Standards überprüft. Dadurch stellt XertifiX sicher, dass keine ausbeuterische Kinderarbeit oder Sklavenarbeit stattfinden, alle ILO-Kernarbeitsnormen eingehalten werden, die Arbeitsbedingungen der erwachsenen Arbeiter schrittweise verbessert und grundlegende Umweltschutzmaßnahmen eingehalten werden. Wenn die Anforderungen erfüllt werden, können die importierten Natursteine von XertifiX zertifiziert werden.

Besondere Merkmale des Siegels

Es werden nicht nur Verarbeitungsbetriebe, sondern auch alle Steinbrüche kontrolliert. Die Produktionsstätten werden relativ häufig kontrolliert (mindestens einmal pro Jahr) und die Kontrollen müssen wenigstens einmal pro Jahr unangekündigt bzw. semi-unangekündigt sein. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Verbot von Kinderarbeit und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Steinbrüchen und Betrieben tatsächlich vorgenommen werden.

XertifiX versteht die Audits nicht allein als ausschließlich überprüfendes Instrumentarium, sondern als wichtige, langfristig angelegte Bausteine zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Arbeiter*innen und des Umweltschutzes. Zudem soll durch die Audits soll nicht nur eine Momentaufnahme über die Erfüllung der Kriterien zum Zeitpunkt des Audits gewonnen werden. Es ist zudem wichtig, eine umfassende Risikoeinschätzung darüber zu erhalten, welche Faktoren bei welchen Kriterien zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und des Umweltschutzes führen können. Es wird daher bei jedem Audit auch eine Risikoanalyse bezüglich der wichtigsten Kriterien erstellt.

Rückverfolgbarkeit

Die XertifiX-Label werden an den Transportkisten für die Natursteine angebracht. Durch die jeweils nur einmal vergebene Label Nummer, weitere Prüfziffern und die eindeutige Zuordnung zum Container ist das Verfahren fälschungssicher und lässt die Rückverfolgbarkeit zum Verarbeiter und zum Steinbruch zu.

Die XertifiX Standard-Zertifizierung

Das Standard-Label wird vergeben, wenn folgende Anforderungen erfüllt werden:

    • Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen
    • Das Recht, den Arbeitgeber vertragsgemäß zu wechseln.
    • Information aller MitarbeiterInnen über deren Rechte, den Zweck des XertifiX-Standards und die Audit-Prozesse (insbesondere hinsichtlich der Rechte und Pflichten der ArbeitnehmerInnen, diesen Standard zu erfüllen).
    • Zahlung des Mindestlohns gemäß den lokalen Gesetzen.
    • Pünktliche Bezahlung gemäß des Vertrages.
    • Keine Lohnkürzung als Disziplinarmaßnahme.
    • Legalität der Produktionsstätte.
    • Rückverfolgbarkeit der Lieferkette vom Importeur zum Exporteur, zur Verarbeitungsfabrik und zum Steinbruch.
       
    • Verpflichtende jährliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, der Rechte der ArbeiterInnen und des Umweltschutzes in den beiden Folgejahren.

 

Die Einhaltung der Kriterien muss durch mindestens ein Audit pro Jahr nachgewiesen werden (s.o.). Wenn beim ersten Audit die Kriterien nicht erfüllt werden, muss die Einhaltung der Kriterien durch ein weiteres Audit bestätigt werden (usf.). Dabei wird auch die fortlaufende Erfüllung der einmal erreichten Kriterien nachgewiesen. Das bedeutet, dass die XertifiX-Zertifizierungen immer nur ein Jahr gültig sind.

  

  

Die XertifiX PLUS-Zertifizierung

Die XertifiX PLUS-Zertifizierung wird vergeben, sobald alle Kriterien der Standard-Zertifizierung (Jahre 0 bis 2) eingehalten werden, plus die folgenden Kriterien:

  • Bau- und Konstruktionssicherheit
    1. sichere Gebäudestruktur
    2. Sicherheitsmaßnahmen an Maschinen (Installation und Verwendung) und gültige Prüfbescheinigungen und / oder Zulassungen für Geräte (z.B. Druckluftbohrer) gemäß den lokalen Gesetzen
    3. ordnungsgemäße elektrische Anlagen (z.B. Isolierung von Kabeln)
    4. Beseitigung von Stolperfallen
    5. Feuer-Einsatzbereitschaft (z.B. Feuerlöscher)
    6. Verfügbarkeit und Erreichbarkeit von Notausgängen
    7. klare Fluchtwege.
  • Schriftliche Arbeitsverträge auch in der Sprache der ArbeitnehmerInnen. Unterlagen über alle ArbeiterInnen (einschließlich ZeitarbeiterInnen, SaisonarbeiterInnen und WanderarbeiterInnen) müssen aufbewahrt werden. Ausweise für alle ArbeiterInnen.
  • Einrichtung eines Beschwerdemechanismus für ArbeitnehmerInnen (z.B. durch den ArbeitnehmerInnenvertreter und / oder eine Beschwerdebox, eine Beschwerde-Telefonnummer)
  • Zahlung eines existenzsichernden Lohns, wenn der Mindestlohn unter dem existenzsichernden Lohn liegt (IAO-Übereinkommen 131).
  • Bezahlter Jahresurlaub und bezahlter Urlaub im Krankheitsfall gemäß den lokalen Gesetzen.
  • Keine Diskriminierung aufgrund von Geschlecht und Schwangerschaft.
  • Angemessene Arbeit für Schwangere und Sonderurlaub vor und nach der Geburt (gemäß lokalem Gesetz, mindestens ILO 183).
  • Bereitstellung von geeigneten Einrichtungen für Babys und Kleinkinder am Arbeitsplatz.
  • Gleicher Lohn für gleiche Arbeit (ILO 100).
  • Das Unternehmen unternimmt Schritte, um Frauen vor sexueller Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz zu schützen.
     
  • Verpflichtende jährliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, der Rechte der ArbeiterInnen und des Umweltschutzes in den beiden Folgejahren.