Neue wissenschaftliche Studie im Auftrag des Gesundheitsministeriums NRW

2015-12-04 GranitsteinbruchDie Studie stellt eindeutig klar, dass in Indien auch im Natursteinsektor von schlimmsten Formen der Kinderarbeit ausgegangen werden muss. Dies gilt auch für die Länder Vietnam und Philippinen. Für China gilt, dass in verschiedenen Wirtschaftssektoren Kinderarbeit belegt ist. Es werden zudem große Mengen Naturstein aus Indien nach China importiert und dann – gegebenenfalls weiterverarbeitet – nach Deutschland exportiert. Es ist davon auszugehen, dass ein Teil der aus China eingekauften Natursteine ursprünglich aus Indien stammt.

Aus der Indien-Studie:
„Ausgehend von den gesetzlichen Formulierungen im BestG NRW muss festgestellt werden, dass in Indien „bei der Herstellung von Naturstein“ weiterhin von der Existenz schlimmster Formen von Kinderarbeit ausgegangen werden muss – auch wenn dies für einen Teil der Produktion (Granite aus hochmodernisierten Unternehmen), der mengenmäßig für den Export nach Deutschland erhebliche Bedeutung hat, nicht wahrscheinlich ist. Eine präzise Abgrenzung der Produktionsorte von Natursteinen, die für den Export bestimmt werden, ist jedoch nicht möglich. Darüber hinaus muss davon ausgegangen werden, dass die Beschäftigung von Kindern in der unmittelbaren Produktion des modernisierten Sektors zwar unwahrscheinlich ist, ihre Beschäftigung in der Weiterverarbeitung von Abfallprodukten jedoch bei vielen Betrieben zum ökonomischen System gehört. Neben der nachweisbaren Existenz von Kinderarbeit in ihren schlimmsten Formen in indischen Steinbrüchen ist auch eine unzureichende politische Bekämpfung dieser Kinderarbeit zu konstatieren.

Vor diesem Hintergrund wird empfohlen, die Aufstellung von Grabmälern bzw. Grabeinfassungen aus Natursteinen aus Indien nur zuzulassen, wenn schlimmste Formen von Kinderarbeit bei der Herstellung dieser Natursteine durch eine entsprechende Zertifizierung ausgeschlossen werden. Eine solche Zertifizierung hätte auch entwicklungspolitisch positive Wirkungen: Sie würde es den modernen Unternehmen, die an einer Einhaltung von Arbeitsnormen grundsätzlich interessiert sind, ermöglichen, sich von den „schwarzen Schafen“ der Branche abzusetzen. Eine Zertifizierung würde ferner Anreize zur grundsätzlichen Vermeidung von Kinderarbeit in den Teilen der Branche schaffen, die bislang noch gar nicht für den Export produzieren, aber das Interesse haben, sich entsprechende Märkte zu erschließen. Eine Zertifizierung sollte nicht nur die Primärproblematik – schlimmste Formen von Kinderarbeit im engeren Produktionsprozess – in den Blick nehmen, sondern ebenso sekundäre Dimensionen berücksichtigen (Notwendigkeit von Kinderarbeit im Umfeld von Steinbrüchen / Minen aufgrund ausbeuterischer Arbeitsverhältnisse für die erwachsene Arbeiterschaft, inklusive z.B. Schuldknechtschaft für ganze Familien).“ (Eberlei / Schröder 2016, 2 f.)

Siehe: Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS):